Shetland Ponys: Frage der Reinrassigkeit weiter ungeklärt
Noch immer keine befriedigende Antwort vom Ursprungszuchtbuch in Schottland
Die Frage nach der internationalen Anerkennung deutscher Shetland Ponys bleibt weiter offen. Bereits seit November 2019 bemüht sich der Bereich Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) vehement darum, von der Shetland Pony Stud-Book Society (SPSBS) die für alle Filialzuchtbücher verbindlichen Grundsätze der Rasse Shetland Pony zu erhalten, um den deutschen Züchtern und Kaufinteressenten Rechtssicherheit zu geben. Jedoch endete auch die jüngste Anfrage an das SPSBS unbefriedigend mit dem Hinweis, man möge warten, „bis die EU-Ausstiegsbedingungen klarer dargestellt werden.“ Bereits im Februar 2020 wurde vom Council des SPSBS auf das schottisches Agrarministerium als Entscheider verwiesen.
Zum Hintergrund: Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden in Deutschland Shetland Ponys gezüchtet, aufgrund der fehlenden Zuchtorganisationen bis nach dem 2. Weltkrieg ohne bzw. nur mit privaten Aufzeichnungen der Pedigrees. Der laut Ursprungszuchtbuch nicht erlaubte Einsatz von Tigerschecken in den 50er Jahren (und auch die im Typ verfremdeten Importe aus Amerika) führten aufgrund der EU-Verordnungen in den 1990er Jahren zu Gesprächen mit Vertretern der deutschen und schottischen Zuchtorganisationen, begleitet von Vertretern der zuständigen Behörden, in deren Folge Ponys mit der Farbe der Tigerscheckung in den ersten drei Generationen aus dem Zuchtbuch für Shetland Ponys entfernt wurden und damit die vollständige Anerkennung als vereinbart galt. Diese Entscheidung erfolgte in Abstimmung mit den Tierzuchtbehörden, bestärkt durch eine Entscheidung des International Shetland Pony Committee (ISPC) aus dem Jahr 2004. Diese besagt, dass „ab 2006 alle Ponys in jedem Zuchtbuch ein Minimum von drei vollständigen Generationen im Pedigree vorweisen müssen“, um als reinrassig zu gelten. Auf Anfrage einiger Züchter aus Deutschland verlangt die SPSBS jetzt allerdings die lückenlose Rückführbarkeit der Pedigrees auf das Ursprungszuchtbuch in Schottland.
„Leider sind die vom Ursprungszuchtbuch gelieferten und öffentlich auf der SPSBS Webseite zugänglichen „Principles for Entry into Stud-Books“ wenig bis gar nicht aussagekräftig in Bezug auf die dringend zu klärenden Fragen“, sagt Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des FN-Bereichs Zucht. Die FN hat sich daher bereits mehrfach schriftlich an die Präsidentin und das Council der SPSBS sowie an die SPSBS-Geschäftsstelle gewandt und versucht, an die notwendigen Informationen zu gelangen. Dabei wurde auch die Möglichkeit eines Klärungsgespräches per Telefon, Online-Konferenz oder im Rahmen eines persönlichen Besuches vor Ort in Perth anlässlich eines Council Meeting angeboten. Doch all diese Bemühungen wurden von der SPSBS abgelehnt. Mitgeteilt wurde lediglich, dass die FN in dieser Angelegenheit der alleinige Ansprechpartner für die SPSBS ist. „Wir werden das Council der SPSBS nochmals mit Nachdruck auf seine Verantwortung als Mutterstutbuch hinweisen sowie darauf, dass der Brexit mit den Grundsätzen für die Rasse Shetland Pony nichts zu tun hat“, kündigte Dr. Miesner an. Deswegen wurden auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie die EU-Kommission über die erneut unbefriedigende Antwort aus Schottland informiert und um Unterstützung gebeten. Bleibt zu hoffen, dass die Bestrebungen der FN auch über private Kontakte ins Mutterland unterstützt und nicht konterkariert werden.